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Montag, 20. Juli 2009

Erfahrungsbericht



Vier Wochen lang habe ich mich im Straßenverkauf am Brandburger Tor in Berlin bewegt.
Aus meinen schönen Tapetenbilder habe ich Postkartengröße drucken lassen, alles in ein Körbchen gesteckt und mit breiten Bändern, noch von meiner Mutter mit Kreuzstich handgestickt, befestigt und so meinen ersten selbst zusammengebastelten Bauchladen oder eher Bauchkörbchen gemacht.Die Poskarten sehen ganz hübsch aus, noch ein wenig einfach ,aber eben original und nicht jeder hat so etwas anzubieten.
Nun, also ich hatte das noh nie gemacht, aber ich wollte schon lange etwas selbst produzieren und verkaufen,,und jetzt war die Gelegenheit gekommen. Und angesichts meiner andauernden Finanzkrise und meiner ewig andauernden Ablehnung von 1,5 Euro Jobs und noch mehr sah ich mich auch gezwungen das in die Tat um zusetzen und ab ins kalte Wasser und schwimm. Dazu muß man sagen, dass es sehr warm war und ich noh einen Basthut für ein Euro auf dem Kopf hatte. Folklore auf jeden Fall, auch mein Rock war lang, na ja ich kam direkt aus der Synagoge.Mein Sohn sagte, lege doch lieber Karten.
Ich liess alle Zweifel hinter mir und sprach jede Person an die mir entgegen kam.Alles mit fester und lauter Stimme, strahlte dazu als ob es nichts schöneres gibt und stralte genauso bei jeder Absage.Ich mischte mich direkt in das Getümmele, da wo der Bär stand und die Soldaten und quatsche auch da die Leute an. Ein Mann schaute sich meine Karten interessiert an und erwartungsvoll wartete ich auf den ersten Verkauf. Nein,meinte er, ich kann nichts dafür, aber keine Karte gefällt mir ,aber hier haben Sie 2 Euro, aber eine Karte, nee das will ich nicht.Meine Motivations sank bis zum Entsetzen und genaus entsetzt habe ich abgelehnt.Erleichterung aber, am ersten Tag habe ich immerhin 6 oder 7 Karten verkauft und ging müde nach Hause aber zufrieden und total erleichert,es mußte mir nicht peinlich sein.
An einigen Tagen habe ich gut verkauft und an einigen nicht, so wie im richtigen Leben. Und ich hatte nur einen Standort und nicht hunderte,und dafür war die Verkaufsmenge normal,denke ich. Ich habe an die unterschiedlichsten Menschen verkauft und so unterschiedlich waren die Geschmäcker, Am besten verkauft habe ich den Bär.Vielleicht weil ich gerade am Brandenburger Tor stand.Aber auch die anderen Motive waren gefragt. Es bestand sogar Nachfrage nach diesem und jenem und ich habe eine neue Kollektion von Karten kreiert (siehe links:Herzen)die auch in besserer Qualität gedruckt werden.Und dann möchte ich nochmals Straßenverkauf machen bevor ich die Karten endgültig in Handel bringen werde(hoffentlich).
Ich habe noch einige Male auch so Geld geschenkt bekommen und auch angenommen und ein bisschen weitergegeben, es waren auch Mitleidskäufe zu verzeichnen,und ich wurde gefragt ob das denn so ein Projekt sei. Gut, im Grunde genommen war es auch ein Projekt von Probeverkauf, und es war diletantisch und ich sah wie Mary Poppins mit meinem Hut und dem Handgestickten Bauchladen aus,aber ich hatte auch interessierte Käufer und ich habe selbst produziert und verkauft.Also ein Ziel erreicht.
Am ersten Tag kam ein Wärter und ich hatte Angst er frägt mich nach meinem Gewerbe- oder Erlaubnisschein.Aber, nein, so wie ich aussah wie Omi´s Bastelstube ,machte er mich nur aufmerksam, dass ich auf der Straße gerne etwas verkaufen darf, aber nicht im Bereich des Denkmalschutzes.Hat alles so sein Gutes, ich durfte verkaufen.
Ich habe nette Kollegen gehabt, was mir auch nach einer schon Woche auffiel. Der Bär winkte mit zu, der Soldat grüßte mich und der Mann in grau ebenfalls. Fahrradtaxis gab es und Leierkastenspieler, Musiker und Rapbands, Chöre haben gesungen,Jugendliche haben demonstriert und Besucher von überall her liefen meist mit ernsthaftem Gesicht dem Tor entgegen als ob der Mauerfall noch nicht stattgefunden hätte. Viele Stadtführe zogen vorbei mit ihren Gruppen, und etliche Male wurde ich gefragt wo denn die Mauer stand und ob wir nun in West-oder Ostberlin standen.Ein Glück bin ich vor 30 Jahren mit Freunden nach Berlin gefahren.Wir hatten damals das Brandenburger Tor vom Westen aus gesehen und ich kann mich an die Soldaten mit ihren Gewehren erinnern wie sie da standen und zu dieser Zeit wirklich alle noch mit sorgenvollen Mienen schweigend davor standen. Und das konnte ich alles erzählen und ebenfalls mit ernsthafter Miene nickend.Irgendwie fand ich das gut, so als Zeitzeuge.
Ein Sintifamilie war auch mein ständiger Begleiter. Sie fragten jeden :do you speak english und erbettelten sich ein wenig Geld und jede Menge Pfandflaschen.Auch ein Zeichen für die Menschen,dass die Pfandflaschen so überflüssig waren .Das Geld überstieg wahrscheinlich bei weitem die täglichen Einnahmen.
Manchmal ereignen sich auch sonderliche Begebenheiten. Der Innere Platz vom Brandenbuger Tor war gesperrt da für die große Tafel für Obdachlose und Präsident gedeckt worden war.Also musste ich mir einen Verkaufsstand aussuchen an demm alle vorbeigehen mussten, und das war das Hotel Atlon, wohl berühmt ,für die meisten bekannt und mir war so als ob ich auch schon einmal den Namen gehört hatte.Als ich anfing die Karten anzubieten gesellte sich ein Sinti Mann zu mir mit seiner Zieharmonika und spielte den Gästen vom Hotel Atlon etwas vor.Ich fand das schon komisch und war amüsiert aber gleicheitig war das auch seltsam gleichzeitig die Karten anzubieten.Man hätte meinen können wir gehörten zusammen.Und ich hatte auch meinen langen schwarzen Rock an. Aber ,welch ein Glück, die Sintifamilie kam und suchte wohl ihren Vater ud es war klar, nein,bis zur fahrenden Sinti Frau sollte es nicht kommen. Aber ich konnte mir ein Bild davon machen wie das so ist.
Das waren also meine Erlebnisse in diesen vier Wochen und die nächsten werden bald folgen ,ja, und dann werden wir weiter sehen was daraus noch wird.mir hat es auf jeden Fall Spass gemacht.Aber Mut braucht man dazu schon ein wenig, ganz ehrlich.
Calltec