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Mittwoch, 8. August 2007

Sozialämter

Ich will nicht sehr viel negatives berichten habe ich doch sehr oft von dieser Institution gelebt zu meinem Leidwesen. An dieser Stelle möchte ich allen jungen Leuten sagen, dass sie unbedingt versuchen sollten unabhängig von Sozialhilfe zu leben und lieber alles an Arbeit annehmen was ihnen so über den Weg läuft oder den Heimatort verlassen um irgendwo anders zu arbeiten oder eine Ausbildung zu machen. Meine Erfahrungen sind diese, dass wenn einmal angefangen man immer wieder zurückrutscht ,aus verschiedenen Gründen auch aus diesen Gründen, dass man aus dieser Situation heraus Menschen kennenlernt die nicht akzeptieren wollen, dass man seine eigene Situation verändern möchte und versuchen das mit fadenscheinigen Ausreden zu blockieren , oft sind es auch unterbewusste Vorgänge ,oft aber auch Arbeitsmarkt bedingte Anlässe. Es ist äusserst schwer sich von Sozialhilfe zu lösen und man sollte so gut wie möglich versuchen niemals in diese Hilfe einzutreten, wenn es irgendwie geht. Nur zu gut sind mir die Gründe bekannt und eine Mutter mit kleinen Kindern kann nun mal nicht arbeiten das macht sie schon zu Hause genug, Menschen die keine Arbeit finden , kranke Menschen, frustierte Menschen. Aber auch soviele junge Menschen.
Vor 20 Jahren war ich zum erstenmal beim Sozialamt, dem Haus wo man Geld bekommen kann. Ich hatte zuvor überhaupt keine Ahnung davon, meine Eltern lebten immer von Arbeit und alles andere waren eben Fürsorge Fälle denen wir halfen aber sonst nichts zu tun hatten. Meine Eltern waren Kriegskinder und hatten immer Existenzangst, es gab auch damsls kein Kindergeld und nicht diese Sozialhilfe wie heute. Wer nicht arbeitete stand auf der Strasse und lebte von Fürsorge, das hiess auch im Notfall in abgelegten Eisenbahnwagons. Habe ich selber noch gesehen oder in ärmlichen Sozialunterkünften. Meine Eltern d.h. anfangs mein Vater musste arbeiten und war durch den Krieg gewöhnt mit wenig auszukommen , noch heute hat er manchmal die Angewohnheit trockenes Brot mit einem Stück Wurst zu essen, aus Gewohnheit. Sich Arbeit aus zu suchen oder gar etwas lernen war Luxus. Schon füh wollte er, dass meine Mutter mitarbeitet, das Geld hätte auch sonst nicht gereicht, er fand aber sowieso, dass die Frau auch für die Familie mitarbeiten muss. Meine Mutter meinte, er sei ein Kommunist gewesen, heute wäre er sicherlich als ein Linker bezeichnet worden, aber in Wahrheit ist er seit über 60 Jahren in der SPD . Er war mit dabei als sich die ersten direkt nach dem Krieg in der Esperanto wiederfanden. Seltsamerweise zienmlich gleich nach dem Krieg haben sich die verfeindeten Menschen aus verschiedenen Länder zusammengetan und Camps veranstaltet. Also meine Eltern hatten von niergendwo Geld herbekommen und kannten auch Sozialhilfe nicht, die Überlegung oder die Sicherheit,dass man auch ohne Arbeit leben konnte, gab es einfach nicht. Die Existenzangst meiner Eltern begleitete mich zwar, da es mir aber gut ging, das heisst, dass ich keine Angst um Wohnung und Arbeit kannte nahm ich das immer locker.Heute kenne ich die Sozialhilfe Szene von 4 Städten . Früher waren die Flure lang und dunkel und schmutzig. Hunderte Menschen sammelten sich da immer,alles voller Rauch und stickig, die wenigen Holzbänke waren besetzt und man stand und wartete, Kinder, Babies, Alte, Junge, Obdachlose usw. Man wartete bis man an der Reihe war und wenn man Pech hatte war der Sachbearbeiter nicht nur unfreundlich sondern hatte gleich die letzte Mietzahlung verschlampt oder fertigte einen einfach ab und sah einen von oben herab an. Frauen sind sehr geschickt wenn sie vom Sozialbearbeiter etwas haben möchten. Damals war das noch möglich, heute kommen sie ja gleich in die Wohnung und schauen nach ob man wirklich etwas braucht, dabei wird auch in die Schränke geschaut und jeder Raum begutachtet.Verständlich schon aber auch entwürdigend, man fühlt sich als Eigentum des Staates, vielleicht ist man das auch, denn es besteht ja auch gesetzlich das Recht den Hilfeempfänger so zu kontrollieren in seinen Privatbereichen, also irgendwie steht er dem Staat fast ungehindert zur Verfügung. Ein Problem ist es auf jeden Fall einmal die Leistungen des Staates zu erhalten gerade für ein menschenwürdiges Leben welches im Grundgesetz verankert ist was aber auch nicht der Realität entspricht und dann aber wieder das Recht des Staates auf privater Kontrolle was dem menschenwürdigen Leben entgegensteht, von der unfreundlichen und gönnerischen Behandlung durch Sachbearbeiter ganz abgesehen.
Damals brachte eine Frau ein Kissen mit, von ihrem Kind versifft, und hielt es dem Sachbearbeiter vor die Nase. Da riechen sie mal, ich brauche auf jeden Fall ein neues Kissen. Ein andere meinte mit pipsender Stimme,ich weiss nicht wieviel Farbe ich für die Wohnung brauche, aber sie können das bestimmt am besten abschätzen und lächelte seelenruhig. Ich bin sicher, sie hat aus Mitleid einen höheren Betrag ausbezahlt bekommen, denn Sozilahilfeempfänger können sehr gut rechnen und wissen sehr genau wo sie die billigste Farbe bekommen können. Zu Geldangelegenheiten in einem späteren Block. Ein Sachbearbeiter hat meistens keine Ahnung davon. Einmal hatte ich das Glück eine Sachbearbeiterin aus der linken wahrscheinlich autonomen Szene zu haben, normalerweise bin ich kein Freund-in davon , grosszügig bekam ich fast den ganzen Hausstand in monetärem Wert schon bald angeboten, sie wiess mich
darauf hin was ich denn noch brauchen müsste. Es kam eine schöne Summe heraus, die ich auch tatsächlich bekam und was wir auch brauchen konnten für allerlei schöne Sachen, micht unbedingt nur für den Haushalt. Eine andere Frau, die wirklich auch von vorne anfangen musste und nichts hatte, bekam für ihre drei Kinder noch nicht einmal eine Waschmaschine mit der Begründung, sie , die Sachbearbeiterin hätte auch mit nichts anfangen müssen.
Das Geld vom Staat steht einen zu wenn man wirklich nichts hat und bis jetzt habe ich immer die Erfahrung gemacht, dass man auch tatsächlich Geld bekommt und davon ein wenig leben kann . Ich bekam mit meinen drei Kindern pro woche 150 DM das sind heute 75 Euro. Jetzt bekomme ich alleine für mich alleine pro Woche 60 Euro, das sind ca. 120 DM , ein Zuwachs um fast 50 %.
Je älter die Kinder werden um so einfacher ist es. Mit kleinen Kindern kommt man kaum durch, die Bedürfnisse sind höher, die Mahlzeiten müssen anders zubereitet werden und die Schule kostete ordentlich viel Geld und die Kleidergrössen ändern sich ständig. Die Kosten sind mit kleinen Kindern höher und da hatten wir am Monatsende nichts mehr und warteten immer sehnlichst das nächste Geld ab. Heute allerdings sind die Zuschüsse mit dem Hartz4 gestiegen. Ein Zustand der nervenaufreibend war und mit dem menschenwürdigen Leben nicht zu vereinbaren ist. Man spart und dreht und wendet und es reicht trotzdem nicht, man wartet auf das nächste Geld ,auch dieses reicht nicht, meistens ist das so, wenn Geld da ist, dass sich dann alle auf den Essenseinkauf stürzen, kaufen z.T wahllos ein um den Einkaufmangel von den letzten 2 Wochen wieder wett zu machen, holen alles in 2 bis 3 Tagen nach um dann wieder in den Einkaufsmangel zurückzufallen und auf nächsten Geldtag zu warten. Ich hatte versucht einzuteilen und habe festgestellt, dass auch bei guter Einteilung das Geld fast nicht reicht und man sich immer noch überlegt wie man noch effizienter das Geld verwenden kann, man wird regelrecht kreativ, auch mein ältester Sohn überlegte sich ,vor 20 Jahren war das, wie er 1 DM am effektivsten ausgeben könnte. Er durfte sich für 1DM ein Eis kaufen ,kam zurück mit einem Eis, einer Rolle Drops und einem Schokoladenriegel, alles für eine DM, er war sehr stolz auf diesen Zugewinn. Ein bisschen möchten man halt vom Leben haben, also zum Baden sind wir immer gefahren und Eis hatten wir immer gegessen, dafür aber oft mit Bratkartoffeln und Spagettie zu gebracht und wenig Fleisch und immer die billigste Wurst. Kleidergeld damals hatten wir ein bisschen für Kleider ausgegeben ansonsten für Spielsachen. Mein Söhne hat heute noch eine ganze Kiste mit Legos, Playmobile und Eisenbahn. Jede Menge Star Trek Spielekarten und dann die Transformer und sonstigen Figuren. Alles war teuer und wurde aus dem damaligen Kleidergeld finanziert, dafür waren meine Kinder nicht so gut gekleidet was wieder Probleme mit sich brachte. Eine Frau mit 7 Kindern zog ihre Kinder immer tip top an, niemand sollte sehen, dass ihre Kinder arm sind und aus einer kinderreichen Familie komme, eigentlich auch vernünftig. Wir sind auch schon zum Roten Kreuz zur Spielausgabe gegangen und haben uns Spielsachen kostenlos geben lassen. Ganz am Anfang bekam man sogar Mehl und Butter geschenkt, die EG hatte einen riesigen Butterberg, den die Sozialempfänger abfuttern sollten.
Ich dachte immer, dass ich ,wenn die Kinder gross sind, aus dieser Sozialfalle herausfinden werde und selbständig leben kann, ohne diesen Makel von abhängig und Bittsteller. Das Gesetz sagt etwas anderes aber fühlen und spüren tut man selbst etwas anderes. Ich kenne den Unterschied wenn man arbeitet und wenn man arbeitslos ist, wenn man alleinstehend ist, wenn man zusammen mit einem Partener ist, wenn man alleine mit Kindern ist, wennn man in der Uni arbeitet, wenn man als Putzfrau arbeitet, wenn man beim Professor im Auto sitzt und wenn man im Auto mit Produktionshelfer sitzt. Es sind Welten dazwischen und die soziale Gerechtigkeit ist höchsten noch da wenn man seine Exkremente los werden muss. Welten in denen man als Diplomand seine Arbeitsergebnisse vortragen darf mit anschliessendem Mittagessen und dafür auch noch Geld erhält. Welten in denen man Akkordputzen muss und noch nichteinmal eine Gelegenheit hat aufs Klo zugehen, Welten in denen man im Keller seine Gardarobe hat und sein Arbeitsmaterial und im Keller wieder ablegt, Welten in denen man sein Butterbrot dabei hat oder aber in den Pausen in ein Cafe geht. Sozialhilfe ist immer eine Welt in denen Menschen warten, stehen und warten und hoffen, dass sie nicht unfreundlich behandelt werden weil sie wissen, dass sie darauf angewiesen sind und sich notfalls auch unfreundlich behandeln lassen müssen. Menschen die auch gute Kondition haben müssen und einen guten Kreislauf, weil langes Stehen das verlangt. In einem Sozialamt hatte man eine Kindertagesstätte eingerichtet sodass die Kinder während der Wartezeit versorgt waren. Eine gute Sache.
Heute sind die Räume teilweise freundlicher geworden, heller und kleiner und sauberer, der Sozialhilfeempfänger selbst sieht heute auch nicht mehr so wie früher aus, er ist gepflegter geworden und hat Mappen oder Hüllen dabei, die Papiere sind geordnet. Keine laute Musik mehr, kein Zigarettenqualm ,kein lautes Reden ,wie :He Vadder, heut gibt´s Geld. Es hat sich schon einiges verändert. Allerdings das lange Warten ist gleich geblieben, die Abhängigkeit von den Sachbearbeitern, und eben die Abhängigkeit von Geld das einen zusteht, das man auch erhält ,das aber nie und nimmer reicht für ein normales Leben. Mütter mit Babies müssen immer noch mit den anderen warten und viel zu lange .Und das Gefühl von Abhängigkeit und es nicht gechafft zu haben ist immer das gleiche. Nur jetzt gehen die möglichen Arbeitsjahre zu Ende, die Chancen sind klein und da wo man hätte noch einsteigen können ist auch vertan aus verschiedenerlei Gründen, es gibt keine 20 Jahre mehr in denen man seinen Zustand noch normalisieren kann ,also sucht man nach weiteren Resourcen, wenn aber auch diese zerstörtwerden, was dann? Ich würde sagen, die Welt ist ein Stück ungerechter geworden, oder nicht? Sozialhilfe ist lebensnotwendig ,macht aber keinen Spass . Dass man versucht heraus zu kommen um normal leben zu können, vor allen Dingen, dieses seinen Kindern ersparen will, ist erstrebenswert und nicht bekämpfenswert.
Die 1,50 Euro Jobs, von denen ich anfangs nochüberzeugt war, finde ich jezt nicht sehr effizient vor allem nicht wenn man schon älter ist. Wem bringt das was wenn man mit Mitte Fünfig noch auf kleine kInder aufpassen soll wo man froh ist, dass die eigenen endlich aus dem Gröbsten heraus sind. Für junge Leute sieht das wieder anders aus, es kann sich ja eine berufliche Perspektive eröffnen oder die Festigung der Berufswahl. Im Grunde genommen werden aber arbeitslose, arme Menschen als Billigarbeiter verwendet bei denen jeder profitiert an Geld nur der Areitslose nicht.
Aus der Arbeitslosigkeit herauszukommen ist schwer, es wurde aber auch noch nicht so viel gemacht, nicht wirklich. Die Umschulungen sind schon ein wirksames Mittel, die Ausbildungen die gesponsert werden, ebenfalls, trotzdem wird noch zu wenig organisiert aber viel angeboten. Viele wissen aber nicht wie sie etwas umsetzten sollen und ich habe die Erfahrung gemacht bei Weiterqualifizierungen, dass man sich ordentlich durchsetzen muss um das zu erhalten was man will, na ja und dann doch wieder arbeitslos zu werden. Bei Auslandsaufenthalten ist man auch auf sich alleine gestellt, auch da habe ich die Erfahrung gemacht, dass zwar viel angeboten wird ,auch Sachbearbeiter- beratung, aber man doch wieder gehen kann weil dieses nicht ist und weil jenes man doch selbst sich beraten muss und überhaupt sowieso viel zu schwer ist und man lieber da bleiben soll wo man ist.

Calltec

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